Was (schlechte) Pornos mit uns machen

Hinweis: Dieser Beitrag ist inspiriert von diesem Video: LetsTalkPorn.com

Es ist einfach, überwiegend Mainstreampornos zu schauen. Das Netz ist voll von entsprechenden kostenlosen Möglichkeiten. Doch der häufige Konsum schlechter Pornos kann Auswirkungen auf deine Gesundheit, deine Beziehungen, deine Lebenseinstellungen und deine eigene Sexualität haben. Schließlich zeigen Mainstreampornos oft

  • eine zu geringe Bandbreite an Sex-Spielarten,
  • ein genormtes Körperbild und
  • Darsteller*innen, die austauschbar und charakterlos wirken.

Sie können

  • bei Zuschauer*innen Erfolgsdruck erzeugen,
  • „passive Frau, aktiver Mann“ als Standard erscheinen lassen,
  • nichtkonsensuelle Gewalt darstellen und
  • rassistische und homophobe Vorurteile bestärken.
schlechte-pornos

Probleme durch Pornos schlechter Machart

Laut einer schwedischen Studie von 2013 hatten 96% der befragten 16-jährigen Jungen bereits Pornos konsumiert. 65% der befragten Mädchen hatten zumindest gelegentliche Erfahrungen mit dem Pornokonsum. Eine weitere schwedische Studie zeigte schon damals, dass handelsübliche Pornos negative Effekte auf junge Menschen haben. Die Wissenschaftlerin Magdalena Mattebo von der Universität Uppsala sah vor allem die Gefahr von Ängsten bezüglich der eigenen sexuellen Performance und Störungen des Körperbildes bei jungen Pornokonsument*innen.

Natürlich sind die Auswirkungen von Pornos in weiten Teilen individuell, weil Menschen verschieden sind. Viele negative Folgen schlagen bei Menschen stärker durch, die mit fragwürdigen Rollenbildern oder in einem aggressiven Umfeld groß geworden sind.

Die meisten Pornos zeigen nur eine geringe Bandbreite sexueller Spielarten. Oft sind zwar die Kostüme und Hintergrundmöbel verschieden, aber die Handlung ist dann doch wieder: Blowjob, vaginaler Sex, Analsex, Cumshot, fertig. Auf der anderen Seite werden relativ extreme Praktiken normalisiert und dadurch ruhigerer, langsamer Sex entwertet, obwohl der ja auch schön sein kann und meist sicherer bzw. einfacher ist.

Außerdem scheint Sex eine Art Sport zu sein, bei dem es um „höher, schneller, weiter“ geht. Im echten Leben soll aber optimalerweise kein Wettbewerbsgefühl entstehen, sondern ein aufregendes, intimes Erlebnis. Viele v. a. junge Männer werden unsicher, weil sie nicht so lange wie Pornodarsteller über eine Erektion verfügen. Leider wird ja nicht eingeblendet, dass man am Set Viagra nahm. Manche Frauen machen Dinge, die sie eigentlich nicht erregend finden, weil sie aufgrund der Pornos denken, dass das sein müsste, etwa Sperma schlucken oder das Poloch einer anderen Frau lecken.

porno-alternativen

Was richten Mainstreampornos und -portale mit uns an?

In einer Studie aus dem Jahr 2020 gaben 12% der Befragten an, Pornos zu schauen, um sich für ihr eigenes Sexleben inspirieren zu lassen und Neues zu lernen. Blöd, wenn dann ungesunde Praktiken wie Ass to Mouth gezeigt werden oder Aktivitäten als normal dargestellt werden, für die lange Übung erforderlich ist, etwa Deepthroating. Heterosexuelle junge Frauen oder Jugendliche schauen teilweise Pornos, um zu erfahren, worauf Jungs und Männer stehen. Doch es steht bei Weitem nicht jeder auf Spanking oder Double-Penetration und das führt zu Missverständnissen im echten Leben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Oft wird kritisiert, dass Mainstreampornos sexistische, homophobe und rassistische Vorurteile reproduzieren. Schuld sei die Ausrichtung auf weiße, heterosexuelle Models und die Einsortierung von allem anderen in Extra-Kategorien. Nachretuschierte Pornos mit vermeintlich makellosen Körpern führen dazu, dass sich vor allem junge Pornokonsument*innen zum Beispiel fragen: Bin ich dünn genug? Ist mein Penis lang genug? Sind meine Brüste groß genug? – Und dann Hemmungen davor haben, sich realen potenziellen Sexpartner*innen nackt zu zeigen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Viele Praktiken in heute weitverbreiteten Pornos trivialisieren Gewalt. Verbale und physische Aggression sind an der Tagesordnung – und die Frage nach dem Konsens wird meist nicht mitgezeigt. Oft haben Darsteller*innen auch gar nicht oder nur unter Druck zugestimmt, sich herabwürdigen oder verletzen zu lassen. Einige Konsument*innen von Mainstreampornos haben Ängste davor entwickelt, dass Männer im echten Leben versuchen könnten, sie gegen ihren Willen zu fesseln oder in der Gruppe zu vergewaltigen – schließlich gibt es ja eine ganze Filmindustrie zu solchen Themen.

Darum sind Live-Cam-Shows besser als konventionelle Pornos

Neben feministischen Indie-Pornos gibt es eine mittlerweile weitverbreitete Alternative zu Mainstream-Pornofilmen: Liveshows, bei denen Models vor ihrer Webcam agieren. Es liegt auf der Hand, dass bei einem Liveerlebnis keine nachträglich reingeschnittenen Filmeffekte vorkommen, die falsche Erwartungen an die Möglichkeiten menschlicher Körper wecken. Es kann auch nicht durch Zeitraffer oder nicht gezeigte Outtakes suggeriert werden, dass immer alles sofort optimal klappen würde. Vielmehr triffst du bei Live-Cam-Shows auf Sexarbeiter*innen in Studios oder angemieteten Zimmern, die nur tun, was tatsächlich relativ spontan möglich ist.

Das Model spricht oder schreibt mit dir bzw. einer Gruppe von Showteilnehmer*innen. Auf manchen Camportalen ergibt sich zudem eine Art Communitygefühl und du bist einfach näher dran an den Darsteller*innen und den anderen Fans anstatt völlig passiv einen fertig produzierten, digital nachgebesserten Film nach dem anderen zu sehen. Camportale habe weitere Vorteile:

  • meist ohne nervige Werbung von Drittanbietern, dafür oft Kombi aus Gratis-Content und Mitglieder-Inhalten
  • Models sind echte Menschen mit individuellem Körperbau und Charakter
  • Camgirls oft interessanter als die x-te Frau mit sportlicher Sanduhrfigur oder der x-te Bodybuilding-Typ mit rasiertem Brusthaar
  • Cam-Models können selbstbestimmter ihre Sexualität darstellen, v. a. bei Soloshows ohne direkte Beeinflussung eines Regisseurs oder Kamerapartners
  • Camshow-Darsteller*innen sind Subjekte, keine passiven Objekte, teils sogar selbstständige Unternehmer*innen
alternativen-pornos

Was du aus diesem Artikel mitnehmen kannst

Früher Pornokonsum verhindert, dass junge Menschen echte Freiheit bei ihren eigenen sexuellen Erfahrungen haben. Sie haben stattdessen bereits Bilder im Kopf, die sie erst ablegen müssen, um sich und der*dem Partner*in wirklich nahezukommen. Leider ignorieren viele Mainstreampornos die Potenziale speziellerer erotischer Interessen und dampfen das sogenannte Liebesspiel auf das Abarbeiten weniger Praktiken ein.

Durch den Videoschnitt weiß man oft nicht so genau, ob die dargestellten Handlungen wirklich konsensuell sind. Gerade Jugendliche aus eher prüden Elternhäusern haben Schwierigkeiten dabei zu bewerten, was realistischer Sex ist und was nur mit Tricks und Nachbearbeitungen möglich ist.

Sich durch Live-Cam-Shows erotisch inspirieren zu lassen ist sozusagen menschlicher, weil hier direkte Interaktion möglich ist und vielfältigere Darsteller*innen in einem selbstbestimmteren Umfeld agieren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here

* = Affiliate-/Werbelink